Gestern begann das dezentrale Gedenken an Amadeu Antonio (12.08.1962 in Quimbele, Angola – 06.12.1990 in Eberswalde) anlässlich seines 30. Todestags. Er wurde am 25.11.1990 brutal von mehreren Tätern zusammengeschlagen und erlag am 06.12. seinen Verletzungen. Die Täter kamen auf Grund ihres jugendlichen Alters zum großen Teil mit milden Strafen davon. Die Erinnerung an diejenigen die, wie Amadeu Antonio in Eberswalde, auf tragische Weise, von rassistisch motivierten Gewalttätern unmittelbar nach der Wende aus dem Leben gerissen wurden, ist in der Nachbetrachtung zur Deutschen Einheit nicht mehr wegzudenken. „Wir sind hier, Bruder Amadeu, um dir zu sagen, dass wir dich nicht vergessen werden“ heißt es in einem von Familienangehörigen, Freuend*innen und Unterstützer*innen verfassten Gedicht. 

Ein entsprechender Aufruf wurde bereits von über 30. Organisationen unterstützt und ist hier zu finden: https://light-me-amadeu.org/

Aufgrund der COVID-19 Pandemie wird dieses Jahr keine große Kundgebung stattfinden. Die Kampagne Light me Amadeu ruft jede Eberswalder*in, Brandenburger*in und Menschen aus Nah und Fern auf, sich in der Zeit zwischen dem 25. November, dem Tag nach dem  Angriffs, und dem 6. Dezember 2020, dem Jahrestag des Todes von Amadeu Antonio, an einem dezentralen Gedenken zu beteiligen. Die Idee ist, im gesamten Zeitraum:

  • einzeln oder in kleinen Gruppen am Gedenkstein in der Eberswalder Straße Blumen und Botschaften niederzulegen sowie Videobotschaften zu streamen und Statements und Fotos unter dem Hashtag #amadeuantonio in den sozialen Medien zu posten, die Posts werden moderiert und auf unsere digitale Gedenkwand unter https://light-me-amadeu.org/ weitergeleitet;
  • Am 06.12. um 14:00 Uhr trotzdem eine kleine Gedenkveranstaltung mit Abstand und Maske geben. Dazu haben wir 150 Personen bei der Polizei angemeldet. Unser Treffpunkt ist wieder die Lichterfelder, Ecke Eberswalder Straße, unweit der Gedenktafel. Dort findet wieder eine symbolische Umbenennung zur Amadeu Antonio Straße statt und dann ein kurzer Demonstrationszug zur 250m entfernten Tafel, wo es Redebeiträge und kurze Musikstücke gibt;
  • an der Online-Veranstaltung zum Gedenken an Amadeu Antonio am 06. Dezember 2020 mit Zeitzeug*innen und Akteur*innen um 17 Uhr teilzunehmen.

Des dezentrale Gedenken startete an dem Tag, an dem der Maßnahmenkatalog des Kabinettsausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus veröffentlicht wurde. U.a. soll das Strafrecht gegen rassistische Hetze verschärft werden. Fünf Jahre nach Beginn der UN-Dekade für Menschen mit afrikanischen Vorfahren, 19 Jahre nach der Verabschiedung der Erklärung und des Aktionsplans aus der Weltkonferenz gegen Rassismus von Durban (DDPA), und 55 Jahre nach der Verabschiedung des Internationalen Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von rassistischer Diskriminierung (CERD) sind wirksame, auch präventive Maßnahmen gegen alle Formen von Rassismus längst überfällig, wie die Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen (BKMO) in der Agenda 2025 fordert.

Bis dahin werden Menschen in Eberswalde nie müde. Sie werden dieses Jahr und immer wieder Amadeu Antonio gedenken. Weil „wir immer um gleiche Rechte für alle kämpfen müssen“, und „weil wir uns nicht damit abfinden, dass die Saat von Ausgrenzung, wächst, dass uns Hass und Gewalt, offen oder verdeckt, täglich begegnet“, heißt es weiterhin im Gedicht. Damit setzen wir zusammen ein Zeichen für Solidarität und für ein menschliches Miteinander.